„Warum funktioniert das schon wieder nicht?“ Um 7:45 versucht Lisa A., eine Schülerin des Gymnasiums Seekirchen, geistig immer noch im Schlaf, der ersten Besprechung des Tages beizutreten. In den letzten Tagen hatte sie auch schon Probleme mit dem Internet. Das Mädchen tobt, da sie sich Sorgen darüber macht, was der Lehrer wohl von ihr denken wird, wenn sie schon wieder zu spät kommt. Sie benutzt nicht wie alle anderen in ihrer Klasse den neusten PC, da es in ihrer Familie einen Engpass mit den elektrischen Geräten gibt. Außerdem hat sie auch zwei jüngere Geschwister, die sich im Homeschooling befinden und regelmäßig den Computer brauchen.
Seit dem 17.11. befindet sich Österreich wieder in einem harten Lockdown. Alle, denen es möglich ist, sind wieder im Homeoffice oder mussten auf Kurzarbeit umstellen, während andere um ihren Arbeitsplatz bangen, oder ihn bereits verloren haben. Insgesamt lag die Arbeitslosigkeit in Österreich im Oktober 2020 bei rund 358 400 Personen. Das sind beachtlich mehr als im Vorjahr und es wird damit gerechnet, dass es noch mehr werden. Aber nicht nur für Erwachsene ist diese Situation schwer, nein auch für die jüngere Generation ist die jetzige Situation oft herausfordernd.
Lisa setzt sich Tag für Tag mit zerzaustem Haar an ihrem Computer und wartet darauf, dass die Besprechung beginnt. Insgeheim hofft sie, dass der Lehrer etwas verspätet kommt und sie vorher noch mit ihren Freunden quatschen kann. Anfang März war alles viel unorganisierter und noch stressiger. Die Schülerin hatte in manchen Fächern fast Aufgaben übersehen, da vereinzelte Lehrpersonen nicht Teams oder WebUntis benutzten, sondern die Arbeitsblätter per E-Mail versendeten oder über die Dropbox die Arbeitsaufträge übermittelten. Denn auch für viele Lehrer war die Umstellung auf E-Learning etwas ganz Neues. Dem Mädchen gefällt Microsoft Teams am besten, da man immer genau weiß, bis wann eine gewisse Aufgabe zu erledigen ist.
Die „Stoppt Corona“ App des Roten Kreuzes weist am 25.11. 100.000+ Installationen auf. Außerdem konnte aufgrund des Nachweises der Mobilität der Österreicher festgestellt werden, dass im ersten Lockdown vielmehr darauf verzichtet wurde das Haus zu verlassen, als jetzt. Manche halten sich nicht an die Hygienemaßnahmen oder Abstandsregeln, auch wenn die Lage noch so dramatisch ist. Lisa A. sieht ihre Freunde zurzeit nur virtuell. „Es ist etwas ganz anderes und ich hoffe, dass ich sie bald wiedersehen kann,“ erzählt uns die Seekirchnerin. Momentan heißt es abwarten, hoffen und dazu beitragen, dass die Zahlen sich nicht wieder verschlimmern. Vor dem 2. Lockdown stiegen die Infektionszahlen sehr beachtlich und eine Zeit lang gab es einen Infektionsrekord nach dem anderen. Auch heute hofft man, dass die Zahlen der Neuinfektionen noch deutlich sinken.
„Ich bin furchtbar müde und es ist, auch wenn es für manche vielleicht nicht so aussieht, sehr anstrengend!“, redet sich Lisa von der Seele. Denn mit Ach und Weh sitzt die Schülerin mittlerweile schon sechs Stunden durchgehend vor dem Computer und sie hat das starke Bedürfnis danach, ihren Computer zu entsorgen. Sie kann zwischen den Konferenzen auch so gut wie keine Pausen machen, da entweder die Besprechung fünf Minuten zu spät endet oder die darauffolgende zu früh gestartet wird.
Außerdem muss sie sich meistens auch noch etwas vorbereiten, damit sie ihre Mitarbeitsnote halten kann. Leider gibt es Lehrer, die sie oft übersehen, da aufzeigen nun virtuell stattfindet. Lisas Kopf, Augen und Rücken sind ihr durch das stundenlange Arbeiten am Computer auch nicht sonderlich dankbar.
Lydia Klinger 4K